Eine Übersicht von Martin Thelen und Anselm-L. Wancke anlässlich eines Workshops am Collegium Josephinum.

Was ist ein Argument?

Ein Argument (von lat. argumentum = erhellen, beweisen) ist eine Aussage, die zur Begründung einer anderen Aussage benutzt wird. Es dient zum Aufzeigen eines Vor- oder Nachteils.

Welche Arten von Argumenten gibt es?

Manche Argumente sind stark, untermauern die eigene Ansicht also sehr gut. Andere sind dagegen schwach, weil sie leicht widerlegt werden können. Zur Veranschaulichung wird hier die folgende Debatte geführt: „Soll der Konsum von Cannabis legalisiert werden?“.

Name Inhalt Beispiel Stärke/Schwäche
Faktenargument Es werden empirische Erkenntnisse herangezogen Medizinische Studien belegen, dass der Konsum von Cannabis die geistige Entwicklung beeinträchtigt. Es ist ein starkes Argument, weil es objektiv geprägt ist.
Werteargument Es wird auf anerkannte Werte abgestellt. Jeder Bürger ist in der Lage, selbst Gefahren einzuschätzen. Der Staat braucht Drogen daher nicht zu verbieten. Nicht alle Menschen teilen dieselben Werte und diese können sich ändern. Daher sind sie schwach.
Autoritätsargument Es wird auf die gleichlautende Ansicht einer bekannten Person oder Institution abgestellt. Snoop Dogg konsumiert Drogen und behauptet, ihm gehe es dadurch besser. Dann muss Cannabis doch gut sein. Autoritätsargumente sind schwach, denn sie funktionieren nur, wenn alle sie akzeptieren und keine andere Autorität das Gegenteil vertritt.
Analogie-Argument Es wird ein Beispiel herangezogen. Die Gurtpflicht zeigt, dass der Staat seine Bürger vor gewissen Gefahren auch gegen deren Willen schützen darf. Es ist ein starkes Argument, weil es objektiv geprägt ist.
Indirektes Argument Die gegenteilige Aussage wird schlüssig wiederlegt. Alkohol kann so schädlich wie Drogen sein. Trotzdem ist dessen Konsum nicht verboten. Der Staat schützt also nicht vor allen Gefahren. Wenn man nur die Gegenposition widerlegt, ist ein indirektes Argument schwach.

Wie finde ich Argumente?

Argumente muss man finden und entwickeln. Eine sehr einfache Methode besteht darin, ein Thema aus der Sicht der verschiedenen Betroffenen zu beleuchten und zu fragen, welche Interessen und Werte diese Personen haben und ob ihnen die jeweilige Maßnahme einen Vorteil oder einen Nachteil bringt. Oftmals ist beides der Fall, sodass man nicht nur für die pro-, sondern auch für die contra-Seite argumentieren kann. Zur Veranschaulichung wird hier die folgende Debatte geführt: Sollen Tablets im Unterricht eingesetzt werden?

Betroffenengruppe Vorteil Nachteil
Schüler Sie kennen Tablets aus dem Privaten und nutzen sie gerne. Das wird sich im Unterricht motivierend auswirken. Motivierte Schüler lernen mehr und sind dadurch besser auf das Berufsleben vorbereitet. (Faktenargument) Es besteht die Gefahr, dass die Schüler die Tablets nicht zu Unterrichtszwecken nutzen bzw. abgelenkt sind und daher dem Unterricht nicht folgen werden. Bei Handys ist dies bereits jetzt der Fall (Faktenargument).
Lehrer und Schule Lehrer binden neue Technologie in den Unterricht ein und Schule geht mit der Zeit. (Werteargument). Lehrer und Schule müssen nicht jede Technologie aufgreifen, sondern können gerade auch als Ausgleich zur hektischen Welt agieren (Werteargument).
Eltern Viele Eltern nutzen selbst Tablets und kennen deren Vorzüge. Stimmen sie der Nutzung nicht zu, verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit (Werteagument) Es gibt Eltern, die rauchen und nicht wollen, dass ihre Kinder dies auch tun. Nur weil Eltern etwas nutzen, heißt dies nicht, dass das für ihre Kinder das Beste ist und sie es daher nicht verbieten dürfen (Analogieargument).
Hersteller Die Hersteller von Tablets freuen sich darüber, dass sich die Schüler schon früh an Tablets gewöhnen und dadurch ihr Konsumverhalten ausprägen (Werteargument). In der Tablet-Herstellung werden Arbeiter oftmals ausgebeutet. Schulen tragen indirekt zu dieser Ausbeutung bei, wenn sie Tablets kaufen (Werteargument).
Umwelt Die Tabletherstellung erfordert viele seltene Rohstoffe, die anderweitig genutzt werden könnten. Zudem verschmutzen die Fabriken die Umwelt (Faktenargument). Tablets machen Bücher überflüssig und senken dadurch den Papierkonsum und das Baumfällen erheblich (Faktenargument).

Wie baue ich meine Argumentation auf?

Eine gute Argumentation zeichnet sich durch eine klare Gedankenführung aus. Sie beginnt immer mit der Vorstellung einer These bzw. der eigenen Meinung, wobei man nicht explizit „Ich finde, dass…“ zu sagen braucht. Anschließend müssen die pro- und die contra-Argumente dargestellt werden. Dafür gibt es zwei Methoden:

  • Bei der „Ping-Pong“-Methode wird zuerst ein Proargument genannt, um es dann mit einem Contra-Argument zu widerlegen usw. Am Ende sollten auf dem Habenkonto die Argumente für die eigene Ansicht überwiegen bzw. sich dort die treffenderen Argumente befinden.
  • Bei der Spiegelbild-Methode werden zuerst entweder die eigene oder die gegenteilige Ansicht mit allen Argumenten dargestellt, um sodann die andere Ansicht vergleichend zu präsentieren. Schließlich wird die gegenteilige Ansicht widerlegt.

Bei beiden Methoden müssen am Ende die wichtigsten Argumente für die eigene Ansicht kurz zusammengefasst werden. Abschließend wird die These als Ergebnis wiederholt. Zur Veranschaulichung wird die folgende Debatte gewählt: Sollen Lehrer auch Noten erhalten?

These Die Bewertung von Lehrern mittels Notenvergabe durch Schüler ist ein sinnvolles Mittel, um der jeweiligen Lehrkraft eine hilfreiche Leistungsrückmeldung zu geben.
Ping-Pong-Methode Teilweise wird behauptet, hierdurch würde die Autorität der Lehrkraft untergraben. Das Gegenteil ist der Fall: Hohes Ansehen genießt gerade derjenige, der sein eigenes Verhalten einer ständigen Kontrolle unterzieht. Eine Notenvergabe durch Schüler auf anonymer Ebene kann dies gewährleisten (Werteargument). Lehrer werden auch nicht auf anderem Wege hinreichend kontrolliert. Ein Schulleiter kann sich nicht bei jedem Lehrer in den Unterricht setzen und ihn bewerten. Dies muss stattdessen über die Schüler erfolgen (Faktenargument).
Spiegelbild-Methode Durch die Notenvergabe an Lehrer fühlen sich die Schüler mit ihrer Meinung ernst genommen. Außerdem muss sich heute jeder Berufstätige bewertet, z.B. Ärzte über Bewertungsportale. Dann darf für Lehrer keine Ausnahme gelten. Schließlich können sich die Lehrer durch ein Feedback verbessern, wovon die Schüler und die gesamte Schule profitieren (Analogie-Argument). Schüler können die Bewertung missbrauchen und dadurch engagierten Lehrern schaden. Außerdem lassen sich Lehrer in Zeiten von Zentralabitur und Lernzielkontrolle bereits durch andere Mechanismen kontrollieren und erhalten über Fortbildungen genügend Anregungen zur Verbesserung (Faktenargument).
Zusammenfassung Wie dargelegt profitieren sowohl die Schüler, als auch die Lehrer und damit das ganze Schulsystem von der Einführung von Noten für Lehrer durch Schüler.
Ergebnis Es zeigt sich damit, dass die Bewertung von Lehrern mittels Notenvergabe durch Schüler ein sinnvolles Mittel ist, um der jeweiligen Lehrkraft eine hilfreiche Leistungsrückmeldung zu geben.